Der Vergleich zwischen Guthabenzinsen auf einem Girokonto – wenn sie überhaupt gewährt werden – und Tagesgeldzinsen lohnt sich auch im Frühjahr 2014, obwohl Tagesgeld natürlich im Zinsniveau stark gesunken ist. Das basiert auf den Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank, inzwischen liegen die EZB-Leitzinsen auf dem Rekordtief von nur noch 0,25 %. Banken können nichts anderes machen, als darauf mit niedrigen Anlagezinsen zu reagieren, denen immerhin auch niedrige Kreditzinsen gegenüberstehen. Ein Paradies für Schuldner, eine Katastrophe für Sparer? Nun denn, die Sparer können gegensteuern – wenn sie ihr Geld vernünftig anlegen.
Vergleich der Girokonto- mit den Tagesgeldzinsen
Ein einfacher Vergleich zeigt die Unterschiede auf, an denen sich Personen schon orientieren können, die nur allmonatlich eine niedrige vierstellige Summe auf dem Girokonto liegenlassen. Das dürfte rund 80 Prozent aller Deutschen betreffen. Zwar ist die Tendenz des Zinsverschleuderns seit einigen Jahren rückläufig, der verbesserten Informationslage des Internets sei Dank, jedoch lassen sich nach wie vor zu viele Kontoinhaber Zinserträge entgehen, mindern ihre Guthaben allein durch die Inflation und verursachen dadurch für sich selbst einen Schaden, der im Gesamtmaßstab für Deutschland etwa 3,2 Milliarden Euro jährlich beträgt. Diese Personen sind sich einfach nicht der Differenzen zwischen Tagesgeld und Girokontozinsen bewusst. Sie nutzen das Girokonto, um immer an ihr Geld zu kommen – doch das funktioniert beim Tagesgeld genauso. Dieses heißt Tagesgeld, weil es täglich verfügbar ist. Zum Vergleich die Zinssätze am 1. Mai 2014:
- Tagesgeld: Beste Angebote notieren zwischen 1,20 – 1,40 %.
- Girokonto: Die Angebote liegen zwischen 0,10 – 0,30 % per annum.
Gebührenfrei wie viele Girokonten ist ein Tagesgeldkonto auch, das Geld steht online sofort zur Verfügung. Lediglich mit einer Geldkarte kann es nicht abgehoben werden. Der Kunde muss es bei Bedarf online auf das Referenzkonto (sein Girokonto) überweisen, einen Tag später kann er es dort nutzen – per Geld- oder Kreditkarte, am Automaten oder für beliebige Online-Geschäfte. Lohnt es sich nicht, diesen einen Tag des Überweisungswegs zu nutzen, um sein Geld höher verzinst zu parken?
Eine Zinsdifferenz von einem Prozent, die durchschnittlich unterstellt werden darf, bedeutet bei einer Summe von 5.000 Euro auf dem Konto immerhin 50 Euro Zinsgewinn, den die Sparer beziehungsweise Nicht-Sparer einfach verschenken. Sie bedeutet aber noch viel mehr: Dieses eine Prozent entspricht ungefähr dem aktuellen Inflationsverlust. Wer also keinen Schaden erleiden möchte, sollte schon ein Tagesgeldkonto nutzen.
Tendenzen bei der Nutzung von Giro- und Tagesgeldkonten
Immerhin haben die Deutschen ein klein wenig hinzugelernt, wie die jüngste Forsa-Studie zu dieser Thematik belegt. Demnach waren Ende 2013 etwa 22 Prozent aller Deutschen durch das Phänomen des Geldparkens höherer Beträge auf Giro- statt auf Tagesgeldkonten von einem „signifikanten Verlust“ betroffen, Ende 2012 waren es noch 31 Prozent. Der signifikante Verlust entsteht bei Beträgen auf dem Girokonto ab höheren vierstelligen bis niedrigen fünfstelligen Beträgen (also 10.000 Euro +/- wenigen Tausend Euro darüber oder darunter). Wer gar 20.000, 50.000 oder 100.000 Euro auf einem Girokonto parkt, handelt fahrlässig, so die Autoren der Studie. Vor allem junge Leute sind sich der Thematik offenbar überhaupt nicht bewusst, trotz teilweise erklecklicher Guthaben. Die Gruppe der 18- bis 29-Jährigen war laut Studie überdurchschnittlich oft betroffen. Die Gründe konnten die Forsa-Analysten ebenfalls ermitteln: Es handelt sich um einen Mix aus Gewohnheit und schlechter Informationslage.
Gefahr der Inflation
Die Verluste durch Inflation werden im Allgemeinen unterschätzt, weil Menschen im Kopf praktisch nie eine Zinseszinsrechnung anstellen. Diese ist aber vonnöten, um richtig zu rechnen. Noch einmal zum obigen Beispiel des 1-Prozent-Verlustes zurück, wobei es hier wohlgemerkt um die Differenz zwischen einem überhaupt verzinsten Girokonto und einem Tagesgeldkonto geht. Aus 1.000 Euro Anlage mit einem Prozent Zins werden
- nach einem Jahr 1.010 Euro
- nach zwei Jahren 1.020,10 Euro
- nach drei Jahren 1.030,30 Euro
- nach vier Jahren 1.040,60 Euro
- nach fünf Jahren 1.051,01 Euro
- nach sechs Jahren 1.061,52 Euro
- nach sieben Jahren 1.072,14 Euro
- nach acht Jahren 1.082,86 Euro
- nach neun Jahren 1.093,69 Euro
- nach zehn Jahren 1.104,62 Euro
Damit beträgt der Zinsverlust auf zehn Jahre 10,46 %, der dem realen Kaufkraftverlust entspricht, wenn die Inflation nur so niedrig bleibt wie heute. Dem sollten die fleißigen Sparer durch die rechtzeitige Anlage eines Tagesgeldkontos entgegenwirken.